Am Anfang: Adam und Eva
Einen interessanten Exkurs zum Thema „Liebe, Körper und Gender“ konnten die Schüler:innen der drei 10. Klassen im Rahmen der SELF-Tage Kunst und Deutsch Ende Februar erfahren. Obwohl diese Themen in der heutigen Gesellschaft einen hohen Stellenwert einnehmen, sind sie doch auch mit extremen Positionen und Meinungen besetzt und es zeigt sich, dass zu viel Unwissenheit eine sachliche Diskussion verhindert.
Am Montag begann die Annäherung an die Fragestellung über die künstlerische Darstellung von Adam und Eva an der Marienkapelle in Würzburg. Die Sandsteinfiguren am Südportal sind Kopien des Werks von Tilman Riemenschneider, der 1490 vom Stadtrat einen der letzten großen Aufträge in der Tradition der Kathedralskulptur erhielt. Der Stadtrat forderte von ihm eine „meysterliche“, sprich eigenhändige Fertigung. Die Originale befinden sich im Mainfränkischen Museum auf der Festung Marienberg. Diese Figuren sind kunstgeschichtlich etwas Besonderes, denn es werden nackte, junge und unsichere Menschen gezeigt, was sonst nicht üblich war. Die Mühsal des irdischen Lebens sieht man den Adam und Eva von Tilman Riemenschneider nicht an. „Jugendlich und unschuldig erscheinen sie, weich modelliert, mit sanftmütigen, von gelockter Haarpracht gerahmten Gesichtern und labilen Stand wirken sie wie aus einer anderen Welt“, so das Museum für Franken. Die Aktfiguren sind nicht anatomisch korrekt gestaltet, es sind Idealgestalten, aber es sind auch Bauchnabel vorhanden, was der Bibel widerspricht, schließlich ist dementsprechend Adam aus Lehm geformt und Eva aus der Rippe Adams geschaffen.
Und an dieser Stelle setzte schon die erste Beschäftigung mit gender und Gleichberechtigung ein und auch stereotype Darstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit beschäftigten die Jugendlichen. Angeregt von der Darstellung in der Kunstgeschichte gingen die Gruppen in die künstlerische Bearbeitung und neben Postern und gemalten Bildern entstanden Skulpturen und Umfragen, der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt.
Fortgesetzt wurde das Programm am zweiten Tag mit einem Vortrag zum Thema „gender“ der Doktorin Laura Zapfe, vom AK gender der Universität Würzburg, die der Jahrgangsstufe in einem vertiefenden Workshop die grundlegenden Begriffe und den aktuellen Diskurs in der gender-Thematik näherbrachte und Raum für Fragen und Diskussionen bot.
Letztendlich wurde deutlich, dass trotz aller unterschiedlicher Positionen ein konstruktiver Dialog zu neuen Erkenntnissen führen kann und so lautete ein häufig gegebenes Feedback „es ist ein wichtiges Thema und man sollte sich viel mehr damit auseinandersetzen.“
Text und Titelbild: H. Meißner, restliche Bilder: B. Thiele