AKTUELLES AUS DEM SCHULLEBEN

Abi-Gottesdienst im Zeichen von Corona

„Lautsprecher-Andacht“ zur Rückkehr der Q12 in die Schule zur Abi-Vorbereitung am 27.04.2020

„Achtung, eine Andacht! Neben Ordnern und Stiften, großen Wasserflaschen und Pausenbroten haben wir alle heute Morgen wohl vor allem eines mitgebracht: gemischte Gefühle.

Freude über das Wiedersehen – Unbehagen wegen der nicht mehr gewohnten Nähe, Erleichterung über diesen einen Schritt zurück Richtung Normalität – Sorge, durch die außergewöhnlichen Umstände bei Vorbereitung und Prüfung übervorteilt zu werden oder angreifbar zu sein.

Nicht alles ist gerade schlecht, nicht alles ist gerade im „grünen Bereich“. Da stellt sich schon die Frage, welche von beiden Seiten wichtiger sein soll. Das kann durchaus eine bewusste Entscheidung sein.

Mich erinnert das an die „7 Wochen ohne“, um die es in unserem letzten Gottesdienst nach den Faschingsferien ging: Pessimismus fasten, aufs Sorgen und Schwarzsehen verzichten. Stattdessen: Zuversicht, sich dafür entscheiden, mit dem Guten zu rechnen, „egal, es wird gut, sowieso.“

Klar kann man einwenden: erschwerte Bedingungen, so viel Unterricht ausgefallen, Zeit zum Erklären, zum Wiederholen, zum Verstehen fehlt. Vielleicht stimmt das sogar. Und man kann sich entscheiden für den anderen Blick: so viel Spielraum dieses Jahr in der Bewertung. So viel Gelegenheit, Wohlwollen walten zu lassen. So ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, weil wir alle miteinander in dieser außergewöhnlichen Situation stecken und sie meistern werden. Und irgendwann in ferner Zukunft unseren Enkeln erzählen können: „Das Corona-Abi 2020? Ich war dabei!“

Der Sonntag gestern, also der erste Tag dieser besonderen Woche, heißt in der evangelischen Kirche „Hirten-Sonntag“. Im Mittelpunkt steht Gott als der gute Hirte, der die Seinen hütet, führt, schützt, versorgt, so wie im Psalm 23, den ihr ja alle irgendwann einmal habt auswendig lernen müssen (oder dürfen, je nachdem).

Eine Geschichte dazu, die einige sicher schon kennen – das macht aber nichts, weil‘s eine gute Geschichte ist: Nachts im Traum sieht sich jemand einen Strand entlanglaufen. Über den Himmel ziehen derweil Bilder aus seinem Leben und zu jedem Bild erscheinen hinter ihm Fußspuren im Sand. Beim genauen Hinsehen zeigt sich, dass es manchmal 2 Paar Spuren sind, manchmal nur eine. Und der Träumende beklagt sich bei Gott: „Als ich mich für dich entschieden habe, hast du mir versprochen, immer für mich da zu sein. Und jetzt sehe ich: immer dann, wenn es in meinem Leben schlecht lief, wenn es finster war und ich voller Sorge sein musste, hast du mich allein gelassen, denn da sehe ich immer nur ein Paar Fußspuren!“

Und Gott antwortet.
„Immer, wenn du nur ein Paar Spuren im Sand siehst, dann deswegen, weil ich dich getragen habe.“

Diese Zuversicht wünsche ich uns allen: denen, die sich vorbereiten und denen, die die Vorbereitung machen, dass dies eine Zeit sein wird, von der wir merken, dass ER uns getragen hat. Amen.“

A. Biller